Zum Start nach THESSALONIKI.
Als Ausgangspunkt für eine Reise durch Nordgriechenland eignet sich die zweitgrößte Stadt Griechenlands mit ihren etwa 320.000 Einwohnern bestens. Die alte Hafenstadt am ägäischen Meer hat eine lange Geschichte und kann ihre Wurzeln bis auf das Jahr 315 v. Chr. zurückverfolgen, als der mazedonische König Kassandros 26 kleinere Orte zusammenlegte und damit die Stadt, die bereits im Neuen Testament erwähnt wird, gründete. Da die Stadt am Hauptverkehrsweg zwischen Rom und Byzanz, and der Via Egnatia lag und an der nach Norden führenden Balkanstraße wurde sie zur Hauptstadt der römischen Provinz Macedonia, und 58 v. Chr. ging der römische Philosoph Cicero vorübergehend hierher ins Exil. Nach der Flucht vor Julius Cäsaer anno 49 v. Chr. verlegten die Konsuln und 200 Senatoren ihr Quartier nach Thessaloniki. Etwa um die gleiche Zeit hielt sich Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise in der Stadt auf und gründete hier die zweite namentlich genannte Christengemeinde Europas nach Phillipi. Um 300 wurde Thessaloniki zu einer der Kaiserresidenzen des Römischen Reichs und mit bedeutenden Bauwerken ausgestattet: mit dem Kaiserpalast, einem Hippodrom (der Pferderennbahn) dem Galeriusbogen neben der Via Egnatia, dem Forum sowie mit einem Odeion (Theater). 322 ließ Kaiser Konstantin der Große ein künstliches Hafenbecken anlegen. Ein Wendepunkt für die Stadt und ihre Bewohner kam, als 1430 Sultan Murat II. Thessaloniki eroberte und dem Osmanischen Reich einverleibte, wo sie bis ins Jahr 1912 verblieb. Kaum bekannt ist, dass der größte neuzeitliche türkische Politiker und Staatsmann, Mustafa Kemal, später genannt Atatürk (Vater der Türken) 1881 in Thessaloniki geboren wurde! Sein Geburtshaus existiert noch und ist heute Teil des türkischen Konsulats. Ein wirtschaftlicher und militärischer Meilenstein kam 1896 mit der Eröffnung der 510 km langen Thessaloniki – Istanbul – Eisenbahnlinie, die entlang der Küste führte und vom Osmanischen Reich und Frankreich finanziell unterstützt wurde. 1908 nahm die folgenschwere Jungtürkische Revolution von Thessaloniki aus ihren Anfang und 1 Jahr später gelang es ihnen den letzten Sultan des Osmanischen Reiches, Abdülhamid II. abzusetzen und in der Villa Allatini in Thessaloniki unter Hausarrest zu stellten womit ein wesentlicher Faktor zur Neugründung der heutigen und bis zur Amtszeit Rejip Erdogans auch streng säkularen Türkei geschaffen war. Die seit etwa 2100 Jahren in Thesaloniki ansäßige Jüdische Gemeinde, welche seit jeher wesentlich zum wirtschaftlichen und geistigen Aufschwung der Stadt beigetragen hatte, zählte über 50.000 Frauen, Männer und Kinder. Weniger als 2000 von ihnen entgingen durch Zufall der genau geplanten Deportation und anschließenden Ermordung durch die Nationalsozialisten Hitlerdeutschands, also durch die deutschen Besatzer.

Ein guter Ausgangspunkt um die Stadt und ihre wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu erkunden, ist der Weiße Turm, von da fährt der öffentliche Bus Nr.50 und ermöglicht es bequem und günstig (etwa 2,- Euro) viele Highlihts besichtigen. Die Linie verkehrt täglich bis 16:00 Uhr und führt an vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei. Ansonsten kann man eines der häufigen, geführten, Touristen-Arrangements wählen, für die allerdings mit etwa 25,- p.P. gerechnet werden muss.



Den besten Ausblick über die pulsierende Stadt bietet zweifellos ein Quartier in den engen Gassen der Oberstadt, von wo aus man zu Fuß bequem nicht nur alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt erreicht sondern auch einen guten Einblick in das vielfältige Treiben oder Nachtleben im Zentrum der Stadt bekommt.




Ein herrlicher Ausblick über die gesamte Unterstadt und den Hafen, bei sonnigem Wetter sogar bis zum Berg Olymp, bietet der Garten des Vlatades-Klosters im Stadtteil Kastra, gleich unterhalb der historischen Stadtmauer. Der Spaziergang von der Ober- zur Unterstadt führt durch enge Gassen und Treppen.







Nach einem erschöpfenden Stadtbummel kann man die Rückfahrt in die Oberstadt bequem vom zentralen städtischen Busbahnhof, neben dem Kapani – Marktviertel oberhab des Hafens, rund um die Spandonistraße, mit dem Bus Nummer 32 antreten, dessen Route bis hinauf zur alten Stadtmauer führt. Achtung, rund um den Markt lungern zwielichitge Typen und zahlreiche Taschendiebe herum. Wertsachen unbedingt gut verstauen!





In zahlreichen historischen Bauwerken der Stadt spiegelt sich die jahrhundertelange osmanische Herrschaft über Thessaloniki wieder. Auch einige äußerlich gut erhaltene, jedoch leer stehende und geschlossene Moscheen befinden sich im Zentrum des alten Stadtkerns.



Wie an vielen geschützten Orten nutzen die zahlreichen Obdachlosen auch die verlassenen Arkaden dieser Moschee als trockene Schlafquartiere.






Das alte Dock- und Lagerviertel rund um den Egnatia-Boulevard hat die Stadtverwaltung in den letzten Jahren zu einem bunten und pulsierenden Pub-und Unterhaltungsviertel umgestaltet. Etwas oberhalb befinden sich freigelegte Reste des römischen Amphitheaters.







Am Standort eines antiken römischen Badehauses wurde bereits im 4. Jhdt. ein kleiner Vorgängerbau der heutigen Kirche mit der Grabstätte des Heiligen Demetrius in der Agiou Dimitriou errichtet. Im Inneren des orthodoxen Baus befinden sich zahlreiche wertvolle Reliquien. Nicht nur in Istanbul, auch in Thessaloniki befindet sich eine Hagia Sophia. Sie wurde im 7. Jhdt. auf einem Vorgängerbau aus dem 3.Jhdt. errichtet und beherbert schöne Mosaiken aus dem 8. Jhdt. Vor dem Weißen Turm ankern mehrere altertümlich ausgestattete Segelboote mit denen eine halbstündige Hafenrundfahrt angeboten wird. Die Fahrt selbst ist kostenlos, für das erste (verpflichtende) Getränk zahlt man 6,- Euro, für jedes weitere die Hälfte. Vor allem bei Sonnenuntergang empfiehlt sich mit einem von ihnen eine romantische Hafenrunde.
Weiter Richtung Nordosten – zum Archäologiepark Pella.
Der Geburtsstadt Alexander`s des Großen








168 v. Chr. wurde Pella im dritten makedonisch-römischen Krieg von den Römern erobert und sank zu einer unwichtigen Provinzstadt herab. Am Beginn des 1. Jahrhunderts wurde die makedonische Stadt durch ein Erdbeben zerstört.
Von Thessaloniki in nordöstlicher Richtung erreicht man über die gut ausgebaute, und wie die meisten griechischen Autobahnen außerhalb der Touristensaison, verhältnismäßig wenig befahrenen A2 nach 50km die unscheinbare und heute wenig einladende Ortschaft Pella. Vor dem Ort selbst zweigt man rechter Hand (deutlich beschildert) zum weitläufigen und auf mehrere Plätze verteilten Archäologiepark ab. Unterwegs sind auf einem Feld mazedonische Hügelgräber zu sehen, sie sind jedoch sehr verwachsen und schwer zu finden. Auf einem Teil der Anlage befindet sich seit 2009 ein hässlicher Neubau in dem sich das archäologische Museum befindet. Etwa 1 km vom Museum entfernt liegt der größere Teil der Ausgrabungsstätte. Sowohl diese als auch das Museum sind nicht ständig geöffnet. Bedenkt man die historische Dimension dieser Fundstätte, die zur Zeit Alexanders des Großen die Hauptstadt des gesamten makedonischen Königreichs war und dessen Blütezeit bis in das 2. Jhdt. v.C. zurückreicht, so steht der heutige Zustand der gesamten Anlage, als auch des Museums in keinem Verhältnis dazu. Weder eine gute Beschilderung, ausreichende Hinweistafeln oder Wegweiser in lateinischer Schrift noch genügend Personal sind vorhanden, um den gesamten Archäologiepark auch nur einigermaßen in Schuss zu halten. Viele, vermutlich mit EU-Geldern errichtete Gebäude und Ausstellungsräume sind verschlossen und in verwahrlostem Zustand, teils mit eingeschlagenen Fensterscheiben. Rund um die freigelegten einstigen Paläste liegen historische Gegenstände oft zwischen Plastikmüll frei herum ohne dass sich irgendjemand vom (unsichtbaren) Personal darum kümmern würde. Berühmt ist Pella für die freigelegten Mosaike in einigen freigelegten Palästen.
Edessa – ein Wasserfall – und osmanische Erinnerungen






Bekannt geworden ist die Kleinstadt Edessa, 95km nördostlich von Thessaloniki durch einen Wasserfall am östlichen Stadtrand, es herrscht eher Rummelplatzstimmung, in der Parkanlage rings um den eher bescheidenen Wasserfall, dessen Form sich im Laufe der Geschichte mehrmals änderte, gibt es zahlreiche Vergnügungen, Imbissbuden und allerlei lauten Trubel. Weit lohnender ist ein Spaziergang oberhalb des Flusses und des Wasserfalls, durch das mit EU-Fördergeldern ziemlich originalgetreue renovierte Stadtviertel – bis hin zur orthodoxen Kathedrale Agia Skepi. Deutlich erkennbar ist dort, dass Edessa bis 1913 Teil des Osmanischen Reiches gewesen ist.








Edessa befindet sich an der Bahnlinie Thessaloniki – Florina und hat einen Bahnhof.
Angekommen im „Prepes Nationalpark„
Der von 12 griechischen Nationalparks ist der 1974 gegründete Prespes- Nationalpark mit dem Großen- und dem Kleinen Prespasee im makedonisch-albanischen Grenzgebiet. Er geht direkt über in den Galičica-Nationalpark auf Nordmazedonischer Seite. Der etwa 8km nordöstliche gelegene, größere Ohridsee ist aufgeteilt zwischen Albanien und Nordmazedonien.




Der südlichste der 3 Seen ist der, etwas über 10km lange Kleine Prespasee, von dem ein kleiner Zipfel auf albanischer Seite liegt. Die tiefste Stelle mißt 7,7Meter und der See liegt auf 853m Seehöhe. Der nur durch eine breite Uferstraße getrennte Große Prespasee liegt jedoch um ganze 4m tiefer und dessen max. Tiefe beträgt über 53m.
Der Kleine Prespasee
Das Native-Grenzdorf Vrontero und das
Paradies auf „Agios Achillios„
Die herrlich grüne, naturbelassene und von einem breiten Schilfgürtel umgebene kleine Insel, die man in 3-4 Stunden gut durchwandern kann ist ein tatsächlich Paradies für wildlebende, alte Nutztierrasssen die sich über die ganze Insel frei bewegen und gelegentlich unvermutet aus dem oft sehr dichten Gestrüpp hevorkommen. Die Ziegenherden werden dabei von einem riesigen Bock angeführt, der dem Aussehen nach schon zu Methusalems Zeiten gelebt zu haben scheint. Ebenso wie uralten, knorrigen Obst- und Olivenbäume die niemand schneidet und deren Aussehen alten Hexenköpfen mit langem drahtigem Haar gleicht. Nur dass, die alte Bock jeden Eindringling solange mit seinen Blicken fixiert, bis er außer Reichweite ist. Wenn er seine gewaltigen gebogenen Hörner senkt und it dem Huf zu scharren beginnt, weil er sich oder seine Herde angegriffen fühlt, möchte ich keinesfalls in der Nähe sein. Neben Ziegen und Schafen weiden auch kleine Rudeln von Wollschweinen, blöckende Schafherden und braune Rinder sowie einige tiefschwarze kleine Stierrassen auf den üppigen Wiesen. Natürlich auch jede Menge Wasservögel, sogar Pelkiane und Zwergkormorane halten sich im gesamten Nationalpark auf.











Heute leben ständig auf der gesamten Insel kaum mehr als eine Handvoll Menschen. Gleich nach der Brücke befindet sich, neben einigen alten und bereits eingefallenen Steinhäusern früherer Inselbewohner, das einzige Gästehaus der Insel und gleich gegenüber ein bodenständiges Restaurant mit guter Küche. Das rustikal stilvolle Gästehaus wird von einem jungen Paar liebevoll und mit viel Charme geführt. Eine Besonderheit ist das im Zimmerpreis inbegriffene Frühstück aus regionalen und selbst verarbeiteten Produkten mit Schaf-und Ziegenspezialitäten. Die Zimmer sind außerordentlich gemütlich und von den Balkonen aus hat man Blick auf den See und das ganze friedliche Paradies. Gästehaus Tel: ++306989850528
Wer ein Fahrzeug besitzt kann Ausflüge in die Umgebung unternehmen. Aber auch Inselbewohner bieten in ihren Privatfahrzeugen Touren in die Umgebung an. Den Kleinen Prespasee zu umrunden ist mit dem Auto nicht möglich, weil der südliche Zipfel in Albanien liegt und es keine durchgehenden Straßen gibt. Ob es zu Fuß oder per Rad über die Grüne Grenze möglich ist wissen wir nicht. Wer Zeit hat, sollte bis zum Ende der Straße Richtung Westen fahren, in das Dorf Vrontero, knapp an der Grenze. Zu Zeiten Enver Hoxhas muss das Leben hier spannend gewesen sein. Heute überrascht es durch seine extreme Urtümichkeit, man fühlt sich in einer anderen Zeit.



Die ältesten Zeichen einer Besiedlung auf der nur 650m vom Festland entfernten und seit dem Jahr 2000 über eine schwimmende Brücke erreichbaren kleinen Insel Agios Achillios (Sankt Achillios) reichen bis in hellenistische Zeit zurück, die Besiedelung dauerte vermutlich bis in die römische Zeit hinein und wurde erst im 4. Jhdt. aufgegeben. Alte Inschriften lassen sogar auf eine einstige Landverbindung schließen.








Im 10. Jhdt. als die Region Teil des Bulgarischen Reiches war, ließ Zar Samuil die Gebeine des Heiligen Achilleios auf die Insel bringen und widmete ihm eine Basilika. Unter dem Namen Prespa war die Insel die Residenz des Zaren und damit ein Machtzentrum des Bulgarischen Reiches! Die Basilika diente als Bischofssitz und möglicherweise als Grab Samuils und seiner Nachfolger. Im 11.Jhdt. wurde die Region vom Byzantinischen Reich zurück eroberten und die Kirche durch Söldner verwüstet und geplündert. Die danach wieder errichtete Kirche verfiel ab dem späten 14. Jahrhundert, diente wegen der Bedeutung des Heiligen in Griechenland jedoch bis ins 20. Jahrhundert als Kultstätte.










Außer der Basilika befinden sich auf der Insel auch noch Reste und Ruinen anderer Kirchen und religiösen Stätten, wie die kleine Kirche des ehemaligen Frauenklosters „Panaya Porphyra“. Ähnlich wie die kleine Kapellen im Hochgebirge des georgischen Swanetiens oder die uralten Kirchenburgen Siebenbürgens im heutigen Rumänien, strahlt diese kleine archaische, noch im gleichen Originalzustand erhaltene Kirche, wie sie von unbekannten Händen vor vielen Jahrhunderten mühevollst auf diesem, damals noch mehr als heute, unzugänglichen Ort errichtet wurde eine besondere und ehrfurchtsvolle Spiritualität aus welche in den, meist unter größtem finanziellen Aufwand oft zu Tode renovierten Kathedralen der Großtädte niemals mehr zu spüren sein wird.








Romantisch und farbenfroh ist die herbstliche Straßenverbindung von Pili nach Vrontero (Πύλη). Unterwegs gibt es eigentlich nur ein einziges noch nicht zur Ruine gewordenes Gebäude, eine steinerne Kirche mit einer gut sichtbaren Apsis, auf einer kleinen Anhöhe links der Straße. Für wen und von wem die Kirche in der menschenleeren Gegend vor etwa 150 Jahren errichtet wurde bleibt rätselhaft. Das Gebäude scheint großteils noch im Originalzustand zu sein, es ist jedoch verschlossen, ob es noch Gottesdienste gibt ist unbekannt.
Wenige Kilometer später stößt man auf die ersten archaischen Steinhütten von Vronteros. Ziegen blöcken lautstark zwischen bellenden Hunden. Menschen sind nirgends zu sehen. Die Straße endet am anderen Ende des kleinen Dorfes. Die niedrigen, verschlossenen und mit Wellblech und allerlei Gerümpel verdeckten Steinbauten werden noch heute als Ställe verwendet, in denen die Tiere in Finsternis und Kälte dahinfristen. Warum sie nicht im Freien grasen dürfen, wo es ringsum endlos freie und unbewirtschaftete Flächen gibt, ist fraglich. Ob es nur auf eine Bequemlickkeit der Bauern zurückzuführen ist oder andere Gründe hat können wir nicht beantworten, die eingesperrten Tiere tun einem jedenfalls leid. Zwischen den Hütten am Dorfende befindet sich eine Tafel, welche in Griechisch und Englisch auf die Geschichte der Stallbauten zurückgeht. Geht man an den letzten Hütten vorbei in Richtung Westen erreicht man bald albanisches Grenzgebiet.
Biegt man bereits im nur wenige Häuser umfassenden Dorf Pilli nach links ab, landet man bald auf einem befestigten Schotterweg, der für Fahrräder- und Motorräder besser geeignet ist als für Pkw`s. Er führt entlang des Schilfgürtels des Kleinen Prespasees und vorbei an Bohnenfeldern und Eichenwäldern, letztendlich bis nach Frontero. Im Grunde ist ein Traktorenweg der Landwirte, erstaunlich daran sind die vielen Verkehrszeichen entlang des Rumpelweges. Sie sind in weit besserem Zustand als jene an den Hauptstraßen.
Am Großen Prespasee
„Agios Germanos“ und „Psarades“










Fährt man über die Landzunge, welche den Kleinen- und den Großen Prespasee trennen zurück, und biegt nicht rechts nach Ioannina ab sondern fährt geradeaus weiter, erreicht man nach 3 Kilometern das Dorf Agios Germanos als letzte Ortschaft vor dem Nordmazeonischen Grenzgebiet. Während der Saison mag hier einiges los sein, im Herbst und vor allem während der Coronazeit waren wir die einzigen ausländischen Gäste im ganzen Dorf. Früher wie heute lebten und lebt hier ein Völkergemisch aus Griechen, Albanern, Mazedoniern und Bulgaren. Mit Ausnahme einiger interessanter Steinhäuser sind es der Hauptplatz mit seiner gemütlichen Taverne und vor allem die kleine byzanthinisch-orthodoxe Kirche aus dem 11.Jhdt; welche einen Ausflug in das Dorf jedenfalls lohnenswert machen. Im 18. Jhdt. wurde eine neue und größere othodoxe Kirche unmittelbar daneben errichtet. Zudem verlockt die wunderbar unberührte Naturlandschaft mit seinen farbenfrohen Blumenwiesen und umherwandernden Schafherden unbedingt zu weiteren Auflügen zu Fuß. Am Ende des Dorfes vorbei am alten Herrenhaus mit der Nummer 14 kommt man bald auf eine flache Schotterpiste in gutem Zustand. Der Fahrweg führt entlang des Flussufers ins nordmazedonische Grenzgebiet, wobei man auf dem Hügel am gegegnüber liegenden Ufer die Reste von Steinhäusern des verlassenen Dorfes oberhalb der heutigen Ansiedelung erkennen kann. Dort, wo die Schotterstraße den Fluß überquert kann man weiter in Richtung normazedonischer Grenze gehen, oder hügelaufwärts, vorbei an einem größeren Wirtschaftsgebäude bis man an die Ruine des letzten Hauses des verlassenen Dorfes stößt.










Wandert man entlang des Verlassenen Dorfes von Haus zu Haus kommt man automatisch zum grüblen, welche Menschen sich wohl vor langer Zeit hier auf den steinigen und wenig fruchtbaren Hügeln oberhalb des Flusslaufes niederließen um sich mühsam und in langwieriger Arbeit diese steinernen Häuser zu errichten und wovon die Leute damals gelebt haben. Vor allem im Winter muss das Leben in den kalten und feuchten Häusern hart und entbehrungsreich gewesen sein. Wahrscheinlich ein Grund warum sie schließlich verlassen wurden. Der Ausblick auf die fast unberührte Naturlandschaft und die beiden Prespaseen am Horizont zwischen den Bergen mag damals gleich faszinierend gewesen sein wie heute. Oberhalb der Ruine des ersten Hauses aus Richtung des heutigen Dorfes stößt man auf eine Schotterstraße an deren Rand die unterirdische Wasserleitung für das Dorf und die Äcker fließt. Unten angelangt kommt man zu einer der einst zahlreichen Mühlen am Dorfrand. Diese ist inzwischen ein Museum das stundenweise geöffnet hat. Vorbei an der Mühle erreicht man wieder den Dorfplatz mit der alten Kirche. Die Türe ist meist nicht verschlossen und die bestens erhaltenen Fresken bieten einen hervorragenden Einblick in die himmlische Gedanken-, und Mythenwelt der streng gläubigen Dorfbewohner vor etwa achthundert Jahren.







Das einstige Fischerdorf Psarades liegt malerisch an einer Landspitze im Süden des Großen Prespasees. Hier endet die schmale Straße. Während sich in der Hochsaison die Touristenmassen im Ort drängen, liegt das Dorf im Spätherbst ruhig und melancholisch am Seeufer, unter stralhend blauem Himmel. Lediglich ein Handvoll Reisender verirrt sich un diese späte Jahreszeit noch hierher. Die Wirte der zahlreichen gemütlichen Tavernen freuen sich über jeden einzelnen Gast. Einem gepflegten Glas griechischen Weißweines sollte man sich an so einem Tag nicht verweigern. Für Wanderer bieten sich Fußwege zu beiden Seiten des Ufers an. Auf der linken Seeseite sollte man achtgeben nicht irrtümlich aufalbanisches Gebiet zu gelangen und auf der rechten Seite auf Nordmazedonisches.












Sobald Reisende die schmale Gasse zwischen den altersschwachen Gebäuden herabkommen, die zugleich die ältesten noch erhaltenen Häuser des Dorfes sind, wartet schon einer der ältesten Dorfbewohner auf Kundschaft. Gleich wie das vorhin besuchte Dorf, heißt nicht nur er Germanos sondern auch sein Boot am Ufer. Eine kleine Seerundfahrt dauert etwa 20 Minuten, die große doppelt so lang. Doch auch wer nur die kleine Rundfahrt um ermäßigte 15,- Euro bucht (I give you 5,- Euro discount, lockt Germanos die Gäste), wird selten nach 20 Minuten wieder zurück sein. Zu sehr ist der alte Bootsführer mit Leib und Seele dabei, die zahlreichen und höchst spannend erzählten Geschichten rund um den See und die Dörfer der Umgebung in leuchtenden Farben zu schildern. Dabei achtet er genauestens auf die unsichtbaren und nur ihm bekannten Staatsgrenzen von Albanien und Nordmazedonien, welche mitten durch den See verlaufen. Keine Minute Langeweile läßt sein Erzähl- und Sprachtalent zu. Neben Griechisch spricht Germanos fließend Ungarisch, Russisch, Bulgarisch und damit gleichzeitig Mazedonisch, sowie Englisch und noch ein oder zwei Sprachen in den Grundzügen. In seiner Kindheit, Mitte des II. Weltkrieg war das Dorf wie einige andere in der Grenzregion noch mehrheitlich von Mazedoniern besiedelt. Zu Beginn des griechischen Bürgerkrieges nach dem Rückzug der Deutschen Wehrmacht, floh er mit seinen Eltern in das kommunistische Ungarn, nach Budapest wo er die Zeit bis zu seinem 22. Lebensjahr verbrachte. Das Schicksal verschlug ihn dann für viele Jahre nach Kanda und heute, im hohen Alter von 80 Jahren führt er, so oft es geht, Reisende mit seinem Boot über den See. Es würde uns nicht überraschen, wenn der unglaublich weltgewandte und rüstige Kapitän noch seinen 100. Geburtstag auf seinem Boot verbringen würde. Soll es ihm gelingen!
Konitsa
Vorbei an der unter strenger Quarantäne (Covit 19) stehenden und abgeriegelten Stadt Kastoria geht es hart an der albanischen Grenze entlang über das Pindos-Hochgebirge auf steilen aber grandiosen Serpentinenstrassen in Richtung Westen bis zum Pindos-Nationalpark bis zum Beginn der einzigartigen Vikos-Schlucht bei Konitsa.



Laut Chronik wird vom Despoten von Ioannina 1380 eine Festung bei Konitsa errichtet welche schon 1430 von den Osmanen erobert wird. Schon vor 1512 gründete Hüseyin Baba in Konitsa das erste Derwischkloster auf epirotischem Boden. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts werden in der Stadt zwei große Moscheen erbaut. Die erste wird unter Sultan Bayezid II. errichtet, die zweite läßt Sultan Süleyman der Prächtigen erbauen. Heute sind davon lediglich Mauerreste vorhanden. Im 18. Jahrhundert wird in Konitsa eine griechische Schule eröffnet und 1871 wird die große Steinbogenbrücke über den Fluss Aoos errichtet. Diese osmanische Brücke ist heute die größte Sehenswürdigkeit der hauptsächlich auf den Tourismus ausgerichteten Stadt, welche erst 1913 von den Osmanen befreit wurde. Im Zuge eines Bevölkerungsaustausches mussten 1925 alle türkischen Bewohner die Stadt verlassen, im Gegenzug siedelten vertriebene Griechen aus Kappadokien hier an. Das heutige Zentrum der kleinen Stadt liegt im oberen Stadteil am Hang des Hügels. Am oberen Ende der Stadt gibt es auch noch vereinzelte bewohnte alte Steinhäuser, der Pfad führt bis zu einem sogenannten Herrenhaus Hamkos und weiter hinauf wo er in einen bunten Wiesenweg übergeht.
Die berühmte Bogenbrücke befindet sich am unteren, südlichen Zipfel der Stadt und ist gut beschildert. Unmittelbar davor ist ein kleinerer Parkplatz. In der Mitte unter der Brücke befindet sich ein kleines Glöckchen, das zu läuten beginnt sobald der Wind durch die Schlucht zu stark wird und das überqueren der hohen Brücke zu gefährlich wird.








Besonders schön ist es, den Uferweg des Aaos-Flusses am anderen Ufer nach links in die Schlucht hinein, entlang zu gehen. Etwa 60 bis 90 Minuten geht man je nach Kondition auf einem gepflegten Schotterweg unmittelbar neben dem Flusslauf eben entlang, wobei die strahlend weißen, runden Felsblöcke im glasklaren Bergwasser eine Besonderheit für das Auge darstellen. Am gegenüberliegenden Flussufer (Stadtseite) führt mit einer altertümlichen Steinmauer begrenzter Pfad bis zu einer hoch über dem Ufer gelegenen Höhle, wobei es sich vermutlich um eine alte Einsiedelei handeln dürfte. Unser Weg führt jedenfalls seit kurzen gut ausgebaut, im letzten Drittel steil bergauf. Im Sommer unbedingt reichlich Wasser und vielleicht Obst mitnehmen. Am Ende des Weges, der nun fast eine Straße geworden ist, befindet sich das vor 250 Jahren von Mönchen am damals unzugänglichen Hang hoch über dem Fluss und der Schlucht, und einst nur über einen schmalen Eselpfad (der teilweise noch heute begehbar ist) erreichbare Kloster Moni Panagias Stomiou.





Eine Handvoll Mönche befinden sich noch im Kloster, das für Besucher geöffnet ist und von dessem erhabenen Ende man eine granndiose Aussicht über den hinteren Teil der Schlucht hat die tief unterhab liegt.
Die ausgesetzten Hunde der Berge



In ganz Griechenland kommen unerwartet auf den höchsten Passsatteln und Aussichtsplätezn herrenlose Hunde auf einen zu. Sie warten förmlich auf vorbeifahrende Autos und schauen enttäuscht drein, wenn das Fahrzeug vorrüber ist. In vielen südlichen Ländern, aber auch in Osteuropa gibt es viele Menschen, die sich eine Zeit lang aus Prestigegründen oder weil die Kinder noch klein sind, einen Hund zulegen. Wird das Tier eines Tages überflüssig oder erwachsen, unternimmt der Halter eine Autofahrt und setzt das Tier auf der höchsten Stelle aus, so das es nicht mehr heimfindet. Natürlich ist dort oben so gut wie keine Nahrung oder kein Wasser zu finden und die armen Hunde hoffen bei jedem vorbeifahrenden Wagen, das der einstige Besitzer sie wieder abholt, oder das zumindest ein Happen Futter für sie abgeworfen wird. Bei all unseren Reisen ist es obligat, dass wir alle Fleischreste vom Mittagessen, Knochen, Nudeln, Brot und was ausgehungerten Tieren sonst noch schmeckt, einpacken und für die zahlreichen Hunde unterwegs mitnehmen. Anfangs weichen sie noch skeptisch zurück, weil sie sicher auch schlechte Erfahrungen mit anhaltenden Autos gemacht haben. Am besten wirft man dem Hund das Futter vor die Füße und sobald die Tiere sicher sind, dass keine Gefahr droht, ist alles in zwei, drei Happen hinuntergeschlungen. Wenn man sieht wieviel Essen in den Mülltonnen der Städte landet, ist es eine Schande, dass die fast immer sehr freundlichen Straßenhunde nur wegen Gedankenlosigkeit hungern müssen.
Steile Serpentinen zu den „Zagoriadörfern“
Hinter dem Berg, wie die Bezeichnung für Zagori lautet, war sicher über viele Jahrhunderte eine treffende Beschreibung. 1321 wurde erstmals sie in einer Bulle von Kaiser Andronikos erwähnt. Dass es schwer war, die einzelnen Orte zu erreichen, war der größte Vorteil, dadurch blieb die Region durch die Jahrhunderte von großen Belagerungen verschont. Bewohner dieser unzugänglichen Gebiete sind die Sarkakatsanen, die einige altertümliche Wörter benutzen und einen eigenen Dialekt sprechen. Die Straße Nummer 20 von Konitsa bis zu unserem Quartier im Dorf Asprangeloi (Aspraggeli) veräuft zum Teil über die Ebene, zum Teil jedoch über steile Serpentinen aufwärts und abwärts. Die Landschaft in der dünn besiedelten Region mit seinen dichten Wäldern aus Eichen und der undurchdringlichen Macchia ist atemberaubend, besonders von oben. Dichtes Grün überzieht die ganze bergige menschenleere Welt. Bären, Wölfe und andere Raubtiere sollen hier noch unterwegss sein. zu Gesicht bekommt sie jedoch kaum jemand.
Asprangeloi (Aspraggeli)



Wie in allen Bergdörfern Nordgriechenlands kennzeichnen riesige, jahrhunderte alte Eichen das Zentrum, den Dorfplatz, an dem sich ihre Bewohner in den Nachmittagsstunden zu einem Plausch oder Kartenspiel einfinden, die Kirche befindt sich meist in unmittelbarer Nähe, so auch hier, in Asprangeloi (Aspraggeli).
Dilofo






Dilofo ist eines der am leichtesten erreichbaren Zagoridörfer. Über die Asfaka – Vrisochoriou – Strasse aus Asprangeloi (Aspraggeli) kommend stößt man zurest auf der rechten Seite auf die erste epirotische Steinbrücke unserer Route, die Agiou-Mina-Brücke. Kurz danach führt links eine Abzweigung zur steilen Straße hinauf nach Dilofo, wo die Straße endet. Die Agiou-Mina-Brücke ist eine von insgesamt 53 erhaltenen Bogenbrücken der Region. Sie wurden überwiegend im 18. und 19. Jhdt. errichtet und dienten den Dorfbewohnern mit ihren Eseln zum überqueren der damals oft reißenden Gebirgsbäche und Flüsse. Straßen gab es zu jener Zeit in dieser Region übberhaupt nicht und die Brücken befanden sich beim Bau sozusagen auf den Hautverkehrswegen zwischen den einzelnen Dörfern. Die braunen Hinweistafeln sind oft nur in griechischer Sprache verfasst, man erkennt aber Brücken darauf. Am besten das Auto am Straßenrand parken und zu Fuß hinunter zum jeweiligen Flussbett steigen. Das kann je nach Höhe zwischen 10 und 60 Minuten dauern. Sowohl die Wege zu den Brücken, als auch die Brücken selbst sind immer absolut sehenswert. Folgt man den noch vorhandenen Pfaden über die Brücken kann man vorzügliche Wanderungen machen und einen guten Eindruck bekommen, wie sich die Dorbewohner damals fortbewegten um Einkäufe zu machen, Handel zu betreiben oder andere wichtige Erledingungen zu machen. Meist waren ganze oder gar mehrere Tage dafür nötig.
Die 14 Dörfer wurden erstmals 912 n. Chr. erwähnt. Im Jahr 1431 handelte eine Gemeinschaft der damals 14 Dörfer dem osmanischen Sultan Sinan Pasche ein Vertrag aus, wonach sie eine gewisse Autonomie erhielten. Zu den Bedingungen gehörten Gesandtschaften und Steuern, dafür hatten die Gemeinden gewisse Freiheiten und es wurde Türken verboten, die Grenzen des Gebiets zu überschreiten. Die Zagorier erhielten eigene Gerichtsbarkeit durch einen Ältestenrat sowie eine eigene Sicherheitstruppe, die Sipachi (σπαχήδες). 1480 schlossen sich östliche, größtenteils aromunisch-vlachische Zagoriadörfer dem Vertrag an und das Gebiet wurde ethnisch stark gemischt. Sowohl aromunische, als auch slawische Bevölkerung gehörte dazu, trotzdem erhielt die Gemeinschaft starken griechischen Charakter. Eine Neuordnung geschah 1670, als mit einem neuen Vertrag weitere Privilegien ausgehandelt wurden, die aber erst 1868 endgültig vom Sultan unterzeichnet wurden.
Die Steinbogenbrücken der Zagoria Dörfer
Zwar ist die Besiedelung der Berggegend seit dem 14. Jahrhundert bekannt aber erst zu Beginn des 18. Jhds. hatte man Möglichkeiten gefunden, die vielen Brücken aus Holz über die unberechenbaren Flüsse der Gegend durch solide Steinbrücken zu ersetzen. Bezahlt wurden sie von reichen Einwohnern umliegender Dörfer, weshalb mehrere Brücken nach ihren Spendern benannt wurden. Die Brückenbaumeister im Epirus waren berühmt und hochbegehrt für ihre Baukünste. Ihr Wissen erwarben wurde nur persönlich von Generation zu Generation persönlich weiter gegeben. Dabei benutzten sie eine Geheimsprache, das Koudaritika, um ihr berufliches Wissen zu schützen. Der Typus der “Epirusbrücke” ist im ganzen Balkan vorzufinden (z.B. in Mostar). Alle Steine für die Brücken mussten gleichmäßig und stabil sein und sie durften keine Risse aufweisen. Übliches Material war Schiefer, der reichlich vorhanden ist. Die Bögen wurden von den Gilden der Brückenbauer, den Kioproulides, über Holzgerüsten geschalt und gesetzt. Die Gerüste dazu wurden jeweils von beiden Seiten der Flüße herangebaut und erst mit dem letzten Stein hielt die Brücke und die Schalungen konnten nach einiger Zeit entfernt werden. An einigen Brücken sieht man kleineere Durchbrüche, um bei Hochwasser den Durchfluss zu gewährleisten. Es gibt ein-, zwei- und dreibögige Brücken. Der Übergang über die Brücke wurde meist durch ein Geländer aus aufrecht stehenden Steinen, sogenannten Arkades, gesichert. Inzwischen sind allerdings zahlreiche Arkades verschwunden.





Folgt man der Asfaka – Vrisochoriou – Strasse weiter überquet man bald auf einer auch nicht neuen, aber immerhin nicht sehr alten Brücke einen Ausläufer der Vikos-Schlucht und bemerkt darunter die historische Kokkoros -Noutsos- Brücke die das heute meist ausgetrocknete Flussbett zwischen zwei Felsblöcken überquert.



Biegt man nach einigen Kilometern rechts ab, um in das für seinen vielen Steinbogenbrücken bekannteste Dorf, nach Kipi (Kipoi), zu kommen, liegt etwa 500m rechts unterhalb der Straße die Plakidas – Brücke, eine der schönsten historischen Brücken Griechenlands überhaupt und eine der wenigen dreibögigen Brücken, die noch existieren.







Kurz danach, bevor man in der Rechtskurve in den Kipi selbst abbiegt, befindet sich linker Hand in der ebenfalls ausgetrockneten Vikos-Podamos-Schlucht eine schöne Rundbogenbrücke aus dem 18.Jhdt. von der nur der griechische Name bekannt ist Γέφυρα Λαζαρίδη. Auf der Steilwand kurz vor der Brücke üben sich Kletterer mit Seil und Spitzhacke.
Kippi – Kipoi




Das Dorf Kipi selbst ist sehr touristisch ausgerichtet und bietet außer den Steinbrücken, für die es weltberühmt ist, nichts großartiges an. Unmittelbar am Ende des Dorfes, wo der Asphalt in eine befestigte Schotterstraße übergeht, kommt rechts von der Straße über einen bewaldeten Fußweg zur Mylos – Brücke, einer der schönsten dreibögigen Brücken. Am anderen Ufer befindet sich ein steinernes Haus dessen ursprünglicher Zweck nur vermutet werden kann und unmittelbar davor eine kaum sichtbare, winzige Bogenbrücke über ein bereits zugewachsenes Rinnsaal. Vorbei am Haus führt ein alter Pfad in den Wald und weiter entlang eines Bergkammes bis in das etwa 10km entfernte Dorf Dikorfo.






Bereits nach nur etwa 150m befindet sich ebenfalls rechts der Straße eine grandiose Spitzbogen-brücke, mit dem Namen Petsioni’s – Brücke welche man mitten im buntesten Herbstwald wie zufällig endeckt. Das wenige aber glasklare Bergwasser unter der Brücke lädt jedenfalls zu einem erfrischenden Fußbad ein.



Von Kipi geht es zurück auf die Asfaka – Vrisochoriou – Strasse aber man biegt bei der Abzweigung nach rechts (bzw. geradeaus) wo es ziemlich bald bergauf geht und nach etwa 2km sieht man linker Hand einen kleinen Parkplatz mit einer Hinweistafel. Von dort führt der Weg den Hang hinunter, zuerst über Treppen, dann durch die Vegetation. Man soll sich nicht beirren lassen, denn der Abstieg in die Schlucht dauert ziemlich lange bis man auf ebenes Gebiet stößt und bald im meist ausgetrockneten Voidomais Podamos Fluss auf die Misiou – Ancient – Spitzbogenbrücke, die direkt aus dem Felsen herauszuwachsen scheint. Ein Weg am gegenüberliegenden Ufer führt zur nahen St. Nikolaskapelle.
Kapesovo



Bald wird die Straße schmäler und steigt in engen Serpentinen noch steiler bergan. Für ungeübte Autolenker kann die Strecke nicht empfohlen werden. Es gibt weder Leitplanken noch Begrenzungsmauern, die Böschung hinunter zurSchlucht beginnt unmittelbar am Straßenrand. Zu einem zweiten Fahrfehler wird es daher kaum kommen. Noch dazu, wo die grandiose Aussicht auf der ganzen Bergstrecke unwillkürlich zum hin-und wegschauen verleitet. Etwa zur Hälfe der Steilstrecke erreicht man das kleine Dorf Kapesovo, dessen Steinmauern unterhalb des Bergmasivs schon von weitem zu sehen sind. Kapesovo bedeuted eigentlich Garten, und das liegt daran, dass die Ortschaft ursprünglich in der Nähe von Kippi angesiedelt war und erst später nach oben siedelte. Einst waren die Bewohner der winzigen Ortschaft als großartige orthodoxe Kirchenmaler berühmt und gefragt. Kapesovo erlebte bis 1860 eine Blütezeit, dies zeigt sich in den großen Herrenhäusern und Kirchen mit ihren Wandgemälden mit Gemälden (Hagiographien) im Inneren der Gebäude. Sehenswert ist die 1793 erbaute Kirche von Aghios Nikolaos. In der Paschaleios-Schule, die 1861 von Konstantinos und Pavlos Paschalis gefunden wurde, befindet sich heute einige wichtige histoische Dokumente. Unterhalb der Kirche führt ein Kopfsteinpflasterweg einen steilen felsigen Hang hinunter und dann hinauf, zum dreieinhalb Kilometer bzw. eine gute Stunde Fußmarsch, entferneten Dorf Vradeto, dem letzten der Zagoria – Dörfer in diesem Bergmassiv und steil oberhalb von Kapesovo gelegen. Der Weg ist ein Werk von großer Handwerkskunst epirotischer Handwerker. Zum Ende des 19.Jhdts. wanderten viele Kapesoviten nach Mazedonien und Athen aus, oder nach Ägypten und in die USA.
Vradeto


Vradeto liegt auf einer Höhe von 1340m im Tymphe– und Pindosgebirge. Es ist das höchste der 44 Dörfer von Zagori mit großartigen Ausblicken auf die Vikos-Schlucht. Es liegt mitten im Vikos-Aaos – Nationalpark. Wie üblich erkennt man den Hauptplatz an der riesigen Dorfeiche neben der Kirche, die leider wie viele andere historische Bauten in Griechenland zu Tode renoviert wurde. Von hier aus führen die oben erwähnten Trepen eine Abkürzung hinunter nach Kapesovo. Mit dem Auto fährt man auf der Serpentinenstraße mit ihren engen Kurven auch gute 15 min. bergab.


Am oberen Ende des Dorfes endet auch die asphaltierte Straße und man kann mit einem guten PKW noch etwa einen Kilometer weiter fahren. Von dort führt ein beschilderter Pfad über die manigfaltige blühenden Almwiesen hinüber zu einem befestigten Aussichtspunkt. Die Aussicht direkt hinunter in die hunderte Meter tiefere Vikos-Schlucht ist garantiert nichts für nicht völlig Schwindelfreie. Obwohl der Punkt an einer Stelle von einer Mauer begrenzt ist wagen sich nur wenige bis ganz nach vor, so unglaublich steil geht es in hinunter in die mit 900m nachweislich tiefste Schlucht der Welt.



Ioannina
Die Stadt Ioannina liegt auf 550m am Ufer des Pamvotida Sees, der wegen seiner enormen Verschmutzung durch Abwässer und die Landwirtschaft oft in die Schalgzeilen gekommen ist. Die etwa 120.000Ew. Stadt ist Verwaltungszentrum der Region Epirus. Am besten parkt man bereits in einem der häßlichen Außenbezirke und macht sich zu Fuß auf den Weg in die Altsadt mit ihren engen Gassen und einem gewissen osmanischen Flair, der durch unsachgemäße Renovierungen immer mehr abhanden kommt. Die erste Erwähnung von Ioannina findet sich im Jahr 879 in den Niederschriften eines kirchlichen Konzils. Hier ist ein Bischof (Episkopos) aus Ioannina verzeichnet (Zachariou Ioanninon). Der Name führt auf ein Kloster zurück das Johannes dem Täufer geweiht war Um 1085 wurde die Stadt von süditalienischen Normannen eingenommen, die auch die ersten Befestigungen anlegten, aber dennoch fiel alles kurze Zeitspäter unter byzantinische Herrschaft.






1538 unter der Herrschaft Sultan Süleman I. lebten in Ioannina und der umliegenden osmanischen Region lediglich 613 muslimische Familien gegenüber 32.000 christlichen Familien. Dennoch organisierte die Bevölkerung aus orthodoxen Griechen zu Beginn des 17. Jahrhunderts einen Aufstand, der schließlich ins Gegenteil mündete und zur Vertreibung der Christen aus dem Burgbezirk führte . Auch die Kirchen dort wurden zerstört und an ihrer Stelle Moscheen errichtet. Die Stadt islamisierte sich in den folgenden Jahrzehnten stark, besatnd aber dennoch aus einem bunten Gemisch aus griechen, Türken, Albanern, Aromunen (Walachen) und mehreren tausend Juden. Erst im März 1913 eroberten griechische Truppen nach langen Kämpfen die Stadt. Im März 1944 wurde die gesamte jüdische Bevölkerung von den Deutschen Nazi – Besatzern aus der Stadt geholt, deportiert und anschließend großteils ermordet. Die Altstadt auf einer Halbinsel des Sees ist von den Mauern der Festung (Frourio) umgeben. Südlich befindet sich das Palastareal, von dem nur noch Grundmauern und das Mausoleum für Ali Pascha vorhanden sind. In zwei das Byzantinische Museum untergebracht, dessen kostbaren Exponate dokumentieren die Blüte der Stadt unter albanisch-moslemischer Herrschaft. Nördlcih befindet sich die 1618 errichtete Aslan – Pascha – Moschee wo sich heute ein Volkskundemuseum mit sehenswerten Trachten sowie historischen Gegenständen und Handwerk befindet. Unter der Moschee liegen Katakomben und Gefängnisse, in denen Widerstandskämpfer während der Türkenzeit ermordet wurden.


Nichts für Übergewichtige sind die zahlreichen Schaufenster der Bäckereien mit ihren köstlichen Leckereien, Kuchen, Torten und Süßigkeiten in jeder griechischen Stadt.
Arta – die Schöne
Ganz anders als die übrigen Städte und größeren Dörfer im Norden Griechenlands, präsentiert sich die knapp 45.000 Einwohner zählende Stadt am Fluss Arachatos, der nach nur 13km ins Abrakische Meer fließt entsprechend südländisch, weltoffen, charmant und freundlich. Kaum wo spürt man die unsichtbare Trennlinie zwischen dem nördlich liegenden und eher nach Innen gerichteten Binnen- und Bergvolk und der mediterranen Offenheit und Heiterkeit der Menschen Arta`s, dessen kunstvoller Name diese Feststellung schon in sich trägt. Arta wurde, an der Stelle des etwa 640 v. Chr. als Kolonie Korinths gegründeten antiken Ambrakia, 295 v. Chr. von König Pyrrhos zur Hauptstadt des Reichs gemacht wurde. Die Eroberung der Festung des mythologischen Ambrakos schildert der griechische Historiker Polybios im 2. Jh. v. Chr. Im Jahr 146 wurde Ambrakia Teil des Römischen Reiches. Apollo, Artemis und Herakles streiten sich in der griechischen Mythologie um den Besitz und die Zuständigkeit für die Stadt und ziehen den Hirten Kragaleos als Richter heran. Der Name Arta wurde erstmals 1082 n. Chr. verwendet. Die Stadt erlebte eine wechselvolle Geschichte und fiel 1318 für nur 20 Jahre an die italienische Dynastie der Orsini, daraufhin für weitere 20 Jahre an das Serbische Reich um im Anschluß für 57 Jahre an lokale albanische Fürsten zu fallen und schließlich, wie die ganze Region 1449 von den Osmanen erobert und für die weiteren 440 Jahre ihrer Herrschaft in Narda umbenannt zu werden. Um 1880 zählte die Stadt etwa 4300 Einwohner, wovon cirka 2/3 Griechen waren.





Bereits bei der Einfahrt, ist die als Sehenswürdigkeit bekannte, historische Steinbrücke über den Fluss Arachatos, der die ganze Stadt halbkreisförmig umrundet, zu sehen. Die Brücke fand bereits in der Antike Erwähnung. Die heutige, 142 m lange Bogenbrücke wurde unter osmanischer Herrschaft, nach vier Jahren Bauzeit im Jahre 1606 eröffnet. Sie wird sogar in einem griechischen Märchen erwähnt. Wie im ganzen Norden Griechenlands, sind auch hier Zeichen des Klimawandels deutlich sichtbar. Das Flussbett ist, wie sehr viele andere Flüsse bis hinauf in das albanisch nordmazedonischen Grenzgebiet, zum Zeitpunkt der Aufnahme vollständig ausgetrocknet! Zu sehen sind nahe des Zentrums in der Pirrou-Straße unter anderm die Reste eines römischen Amphitheaters oder in der Lamprou-Katsantonistraße die halb verfallene Fefzoul- Moschee.



Panagia Parigoritissa
Die um 1290 unter dem Despoten Nikephoros entstandene, so benannte Metroploitenkirche der Trostreichen Muttergottes, ist die größte und berühmteste Kirche von Arta. Sie kannn als ein Beispiel der kulturellen Vielfalt der Stadt gelten. Für uns war der Grund diese ansonsten und völlig zu Unrecht eher wenig erwähnte Stadt zu beuschen. Die unglaubliche Architektur und die zum großen Teil noch gut erhaltenen Fresken sowie die in dem gesamten Bauwerk herrschende fast mythische Spiritualität und tiefe Religiosität der Erbauer sind einzigartig und für uns in dieser Form tatsächlich mit keiner anderen christlichen Stätte vergleichbar.










Der sich nicht weit oberhalb der historischen Steinbogenbrücke befindliche eindrucksvolle würfelförmige Bau mit den fünf runden Dachtürmen, wirkt auf den ersten Blick eher wie ein Palast oder ein osmanisches Amtsgebäude. Das viergeschossige Innere wird von zierlichen Streben und gotischen Arkaden gebildet und zeigt deutlich den Einfluss der Spätromantik und Frühgotik Westeuropas. Nur die Kuppel wird von dem für die byzantinische Kunst typischen Abbild des Weltenherrschers als Pantokrator mosaikförmig beherrscht. Diese und andere Mosaikarbeiten in der Kirche wurden von berühmten Künstlern aus Konstantinopel und Thessaloniki ausgeführt und zählen zu den bedeutendsten Werken der byzantinischen Kunst dieser Jahrhunderte. Dem genauen Betrachter werden die, im Mauerwerk und in den baulich abgeschnittenen Gewölben oder einigen noch vorhandenen hölzernen Fenster- und Türstürzen, zahlriechen und weitreichenden Umbauarbeiten im Laufe der Jahrhunderte nicht verborgen bleiben. Welche Gründe es immer wieder gab, diese zweifellos nicht einfachen Veränderungen im Bauwerk vorzunehmen, kann heute nur vermutet werden und bietet dem staunenden Betrachter genügend Stoff die Gedanken und Gefühle schweifen zu lassen.

Ein verfallenes Fort trohnt am höchsten Punkt der Stadt steht an der Stelle einer alten Zitadelle.

Eine der zahlreichen Griechisch-Orthodoxen Kirchen von Arta mit dem griechischen Namen Εκκλησια Αγ. Δημητριου in der Skoufa-Strasse. In der Stadt befinden sich auch noch 2 verlassene Synagogen als Zeugnis der einst zahlreichen jüdischen Bevölkerung. Es gab sgar ein eigenes Judenviertel unterhalb des Forts.
Am Ambrakischen Golf
Menidi und Koronisia
Nach weniger als 15km stößt man südlich von Arta auf den fast vollständig von Land umschlossenen und nur durch einen engen Kanal nach Westen hin zur See geöffneten Ambrakischen Golf, als Teil des Ionischen Meeres. Der Name deuted auf das historische Ambrakia, der Vorgängerstadt von Arta hin. Während sich am oberen Teile der Öffnung zum Ionischen Meer hin der Ort Preveza liegt, befindet sich am unteren Ende der Flughafen Aktio, welchen man über eine Brücke erreichen kann. Im verhältnismäßig flachen Golf, in dessen Mündungsbereichen gibt es größere Marschgebiete und Lagunen. In Küstennähe wurden dort heute Dämme errichtet. Etwa in der Mitte des Golfs liegt als einzige bewohnte Insel Koronisia die über eine 6 km lange asphaltierte Nehrung vom Festland aus erreichbar ist und auf der sich 2 Kirchen und eine Burg aus dem 19. Jhdt. befinden.









Ein wunderbares Vogelparadies mit Krauskopfpelikanen, Reihern und anderen Vogelarten zeigt sich auf der Überfahrt zur Insel, deren wenige Bewohner heute nur noch nebenbei vom Fischang leben, während der Tourismus die Haupteinnahmequelle darstellt. Abends spiegelt sich ein märchenhaft bunter Sonnenuntergang wie eine Fata Morgana im flachen Strand am südlichen Zipfel der Insel.
Mülltrennung ist bei vielen Griechen obligat, sie trennen sich von ihrem Müll wo immer sie gerade sind.

Der Fluch der Neuzeit, leere Petflaschen, Plastikmüll und andere langlebige Abfälle werden von den Griechen nach wie vor bei jeder sich bietenden Gelegnheit entsorgt. Sogar Autoreifen, Matratzten und Möbel haben wir an den Ufern und in der freien Natur vorgefunden. Mülltrennung ist noch heute weitgehend verpönt und wie in vielen südlichen Ländern auch hier „Unter der Würde“ der Griechen. Das sie mit diesem längst überholtem Verhalten nicht nur ihre eigene fragile Umwelt zerstören sondern auch auf Sauberkeit und Nachhaltigkeit bedachte Toursiten abschrecken und noch dazu der eigenen Wirtschaft durch die Verschwendung von Rohstoffen großen Schaden zufügen, ist den Meisten entweder nicht bewußt oder schlichtweg egal. Die heute allgemeinbekannten Plastikteppiche in den Weltmeeren mit ihren verheerenden Folgen sind die Ergebnisse solchen Verhaltens.
Nikopolis
Folgt man der A21 von Phillipiada in Richtung Süden nach Preveza umfährt man nach etwa 35km unmittelbar die Ruinen der historisch bedeutenden Stadt Nikopolis, wobei sich zuerst die Ausgrabungen eines mächtigen Amphitheaters zeigen.



Wie an vielen historisch bedeutsamen Ausgrabungsstätten, herrschen auch hier unverantwortliche Nachlässigkeit und Schlendrian. Obwohl bereits 1913 die ersten Ausgrabungen begannen und im Großen und Ganzen bis 1975 andauerten, befinden sich der Großteil der freigelegten Bauwerke in erbärmlichem Zustand. Die meisten Beschilderungen sind durch die jahrelange Witterung unleserlich geworden, der Zutritt ist eigentlich nur im südlichsten Teil incl. eines kleinen Museums möglich. Aber auch hier, im großen Amphitheater des Augustus kann man mühelos durch Lücken im Zaun hineinspazieren, die Handvoll an Bauarbeitern im Inneren, die hier vermutlich seit Jahren erfolglos werken, war während der ganzen Zeit unseres nicht kurzen Aufenthaltes mit Ausruhen, Essen und Trinken so intensiv beschäftigt, dass sie unsere Besichtigung gar nicht wahrnahm. Direkt gegenüber des Theaters befinden sich die Reste einer großen Wagenrennbahn. Wird man jedoch nicht von externen Quellen drauf hingewiesen, würde man das nicht vermuten. Das gesamte Gelände ist meterhoch mit Gras und Gestrüpp zugewachsen. Lediglich im Eingangsbereich sind noch Reste von Mauern frei erkennbar. Jede bessere Abfalldeponie wird in Nordwesteuropa leider besser gepflegt als diese historisch einzigartigen Bauwerke der Menscheitsgeschichte. Oberhalb des neues Dorfteiles befinden sich noch einige weitere Ausgrabugsstätten. Allein die Anfahrt dahin ist kaum zu bewerkstelligen, die braunen Hinweistafel sind erstens nur in griechischer Schrift und zweitens derart verbogen und verdreht in der Landschaft, dass jede von ihnen in eine andere Richtung zeigt. Nur durch Zufall ist es uns gelungen, die größere davon zu finden, alles ist jedoch mit Stacheldraht hoch eingezäunt und mit rostigen Vorhangschlössern abgesperrt, und vermutlich seit Jahren von niemandem mehr betreten worden.
Die Stadt wurde 31 v. Chr. nach dem Tod Julius Cäsars, von Kaiser Augustus gegründet, nachdem dieser am 2. September 31 v. Chr. im Machtkampf um Cäsars Nachfolge die Flotte von Marcus Antonius und Kleopatra in einer Seeschlacht vernichtet hatte. Um rasch Bewohner die neue Stadt zu bekommen wurden nahe Dörfer aufgelöst oder eingemeindet. Durch politische und finanzielle Privilegien und ihre günstige Lage wuchs die Stadt schnell zu einem wichtigen Handelsknoten. Zu ihrer Blütezeit sollen bis zu 320.000 Menschen in Nikopolis gelebt haben.







Einige hundert Meter weiter auf der A21 in Richtug Süden erkennt man bald die paralell zur heutigen Straße verlaufende einstige Stadtmauer mit seinem stattlichen, aber leider unfachmännisch und billig renovierten Westtor.
Nikopolis zählte zu den frühen Christenstädten und bereits 62–63 n. Chr. machte der Apostel Paulus auf seiner Reise nach Rom hier halt. Bei den Ausgrabungen wurden sechs Basiliken gefunden, die vermutlich aus dem 4. Jahrhundert stammen. 293 n. Chr. wurde es Hauptstadt von Epirus. Im 5. Jahrhunderts wurde die reiche Stadt von den Goten erobert, geplündert und teilweise zerstört. Erst Kaiser Justinian I. baute die Stadt um 540 n. Chr. mit stärkeren Mauern samt 35 Türmen wieder auf. Das Ende der Stadt besiegelten schließlich im Jahr 1032 einfallende Bulgaren. Wiederaufgebaute Teile der Stadt erreichten nie mehr die einstige Größe.









Betritt man das Innere der römischen Stadt durch das Große Stadttor erhält man einen guten Eindruck der einstigen Größe von Nikopolis, auch wenn die Reste der Stadtmauer nur einen Teil von ihr umschlossen. Eines der noch heute eindrucksvollsten Bauwerkist das Odeon, das kleine Theater von dem noch wesentliche Teile erhalten sind. Zwar ist auch dieses von einem Zaum umgeben, der allerdings gleich löchrig ist wie die meisten anderen. Wer auf der rekonstruierten Bühne steht, sollte sich nicht entgehen lassen die unglaubliche Akkustik zu testen, die wir vor Jahrtausenden unverändert zu hören ist. Wie jene römischen Bauherren es geschafft haben bereits in der theoretsichen Planung und bevor überhaupt ein ersten Stein gesetzt wurde, diese derart perfekt vorzuberechnen und jeden Zegelstein, jede kleine Lücke in den Gängen auf solchen Wiederhall hinzuplanen ist wohl eines der großen Rätsel der Geschichte. Selbst heute, mit Computern und elektronischen Hilfsmitteln schafft man derartiges kaum. Erhalten sind zum Teil noch die niedrigen Gänge unterhalb der Bühne und die Arkaden, welche das Theater umrundet haben, auch wenn einiges davon eingestürzt ist. Andere Bauwerke am Gelände sind derart zugewachsen, dass ihr Zweck nur zu erraten ist.
Preveza
Das heutige Touristen- und Jachtzentrum Preveza mit seinen vielen Restaurants, Frühstückspensionen, Hotels, Pizzerias und Souvenirläden läßt kaum vermuten, dass hier einst für die gesamte antike Welt unseres Kontinents, und darüber hinaus Geschichte geschrieben wurde. In der Meerenge zum Golf zwischen Preveza und dem gegenüberliegenden Aktio fand im Jahre 31 v. Chr. die entscheidende Seeschlacht zwischen den Heeren des späteren Kaiser Augustus und jenen von Marcus Antonius statt. Nach ihrer Niederlage floh Antonius mit Kleopatra nach Alexandria. Nach dem Selbstmord von Antonius und Kleopatra und der Kapitulation von Antonius‘ Truppen wurde Ägypten schließlich zur römischen Provinz. 1538 kam es hier zur Seeschlacht von Preveza, in der die osmanische Flotte Barbarossa`s Turgut Reis über Andrea Dorias christliche Flotte siegte.




Im Herbst 2020 während des Corona-Lockdowns glich der sonst unter Touristenmengen und Trubel stöhnende Ort über viele Wochen eher einer Geister- als einer Hafenstadt.
Die Küste von Amfilochia bis Menidi

Der Küstenstreifen auf der östlichen Seite des ambrakischen Golfs von Menidi bis Amfilochia ist heute fast ausschließlich auf Sommertourismus ausgerichtet, es ist jedoch bereits seit antiker Zeit besiedelt. Die antike Siedlung Limnaia hat sich dort befunden und Überreste ihrer antiken Mauern sind heute im östlichen Teil Amfilochias noch sichtbar. Ansonsten überwiegen entang der Küste gesichtslose Billigbauten und Touristenunterkünfte neben Grillbuden und Fastfoodläden.
Die schwebenden Klöster von Meteora








Die einst von Einsiedler-Mönchen wegen der, zu ihren Zeiten fast völligen Abgeschiedenheit und Unzugänglichkeit, an diesem Ort errichteten Einsiedeleien und später zu Klöstern ausgebauten Bauwerke, sind heute sowohl per Bahn als auch per Auto von mehreren Seiten aus leicht und schnell zu erreichen. Züge führen sowohl von Thessaloniki als auch von Athen, jeweils mit einmaligem Umsteigen bis zum Endbahnhof der Bahnlinie in Kalambaka. Von Ioannina führen die neu errichtete Autobahn A 2 und die E92 in knapp 2 Stunden nach Kalambaka, den Hauptort unterhalb der Klöster, wobei nur noch die letzte Etappe über Gebirge und Serpentinen auf und ab führt. Von Thessaloniki aus ist es ungefähr 1 Stunde mehr, über die A2 und B15. Auch in die Berge hinauf zu den 6 wichtigsten Klöstern führt heute eine moderne und gut ashaltierte Straße während der Saison die Insassen zahlloser Reisebusse bis knapp vor die Eingänge, wo sie oft zu Hunderten gleichzeitig entladen werden. Die beste Zeit für die Klöster ist daher wohl der Spätherbst oder Frühling, wo sowohl die Temperaturen als auch ein übersichtlicher Touristenandrang eine würdige Besichtigung zulassen.



Sowohl Kalmbaka als auch der kleinere Ort Kastraki in unmittelbarer Nachbarschaft bieten zahlreiche Hotels und private Unterkünfte für alle Budgets und Vorstellungen. Auch Geschäfte aller Art, die unvermeidlichen Souvenirläden sowie einen Wochnmarkt mit frischen und regionalen landwirtschaftlichen Produkten findet man in der kleinen Stadt. Allein die Ausblicke von unten auf die gigantischen und grotesken Sandstein-Felsformationen direkt im Rücken der letzten Gebäude sind ein Erlebnis für sich.
Die ersten Einsiedeleien gab es in Metéora bereits vor dem 11. Jahrhundert. Mit der Ankunft des vom Berg Athos geflohenen Mönches Athanasios im Jahr 1334 begann der Beginn des Klosterlebens um Meteora. Mit seinem geistlichen Ziehvater Gregorios und 14 anderen Mönchen gründete er 1344 das Kloster Metamórphosis, auch genannt als Megálo Metéoro. Athanasios stellte die daraufhin hier geltenden Regeln eines Klosterlebens auf und wurde nach seinem Tod seliggesprochen. Ab dem 14. Jhdt. begann die Errichtung weiterer Klöster. Fromme regionale Herrscher, wie König Symeon gewährten finanzielle Unterstützung und weitreichende Privilegien, sodass im Laufe der Jahre so etliche Klöster und Einsiedeleien entstanden, deren Gründer nur selten namentlich überliefert sind. Die gesamte Anlage bestand aus 24 einzelnen Klöstern und Einsiedeleien, von denen heute nur mehr sechs bewohnt sind. Die Übrigen sind entweder zu schwer zu erreichen oder sind Einsturzgefährdet.





Nur die Klöster Metamórphosis, Varlaám, Rousánou, Agía Triáda, Agios Stéfanos und Agios Nikólaos Anapavsás sind heute noch zum Teil bewohnt und können auch besichtigt werden. Alle zählen zum UNESCO-WELTKULTURERBE. Sie liegen direkt an der ringförmigen Straße, die extra als Zufahrt zu den Klöstern errichtet wurde. Die Straße läßt sich von beiden Enden Kalmbakas aus gleichermaßen befahren. Jedes Kloster hat an einem anderen Tag Ruhetag, sodass nie alle gleichzeitig geschlossen haben. Die unterschiedlichen Öffnungszeiten stehen am Tor und sind in einem einheitlichen Prospekt angeführt, welches in jeder Unterkunft aufliegt. Dem heiligen Ort entsprechende Kleidung von BesucherInnen ist obligat.
Lebensweise: Bekannt ist, dass die Mönche der meisten Klöster auf Lebenszeit in einer engen Gemeinschaft und in geschlossenen Zellen (Klausen) lebten, deren Gesamtanlage von einer Mauer umgeben war. Jeder Mönch musste nach den Regeln Pachomios’ auf jeglichen eigenen Besitz verzichten. Einheitliche Lebensweise und gleiche, einfache Kleidung sowie einheitliche Nahrung regelte ihren Alltag, aus Gottesdiensten und Arbeit. Die Prügelstrafe war bis in die jüngere Vergangenheit hinein immer fester Bestandteil aus Züchtigung und Erziehung. Die Klöster an deren Spitze ein Abt stand, verfügten über allen Besitz und stellten Nahrung, Unterkunft und Bekleidung. Zu den äußerlichen Besitztümern der Klöster zählten Ländereien, Waldgebiete und Gebäude, Kunstgegenstände und Biblioitheken.
Liste aller ursprünglichen Klöster:
Doúpiani: Das erste in Metéora gegründete Kloster, es ist selbst nicht erhalten. Aber die an der Stelle errichtete renovierte Kapelle aus dem frühen 13. Jahrhundert wird noch genutzt.

Agios Nikólaos Anapavsás: Das Kloster ist noch bewohnt und ist das Erste in der Reihe der 6 Klöster an der Hauptstrasse, wenn man von Kastraki kommt. Direkt vom Parklatz davor befinden sich die Stufen nach oben. In der Kirche Johannes des Täufers befinden sich Schädel von Mönchen, die hier früher lebten. Bedeutende Fresken und Malereien aus dem frühen 16. Jahrhundert befinden sich darin.



Rousánou (Arsánou): Das noch bewohnte Kloster wurde vermutlich um 1388 gegründet, andere sprechen sogar von einer Gründung um 1288 oder auch um 1530 bzw. 1545. Nach mehreren Überfällen und Plünderungen im Laufe der Geschichte, erfolgte der konstantem Niedergang und das Kloster wurde 1940 aufgegeben. Verbliebene Handschriften und Wertgegenstände wurden in das Kloster Megálo Metéoro verbracht. Schon ab 1950 gab es Bestrebungen, die Anlage zu erhalten und wieder zu nutzen. Inzwischen ist Rousánou ein Frauenkloster mit sehenswerten Fresken aus dem 16. Jahrhundert.

Varlaám: (Im Hintergrund das tiefer gelegen Roussanou Kloster) Das zunächst als Einsiedelei betriebene Kloster aus dem 14.Jhdt. ist ebenfalls noch bewohnt. Nach dem Tod des ersten Einsiedlers blieb das Gelände zunächst einige Jahre verlassen, aber 1518 wurde mit dem Bau des Klosters begonnen und vermutlich nach etwa 20 Jahren Bauzeit fertiggestellt. Ein Reisender berichtete im Jahr 1779, dass seit Bau des Klosters keine Frau den Ort betreten habe.




Metamórphosis oder Megálo Metéoro ist mit etwa 60.000 m² das größte der Metéora-Klöster. (Im untersten Bild ist im Vordergrund Varlaám und links darüber Metamórphosis zu sehen) Es liegt 613 m über dem Meeresspiegel und ist noch von Mönchen bewohnt. Den Namen Metéoro (der Schwebende) erhielt es vom Gründer, dem Mönch Athanasios. Bis 1923 war das Kloster nur über Strickleitern oder eine Seilwinde mit einembaumelnden Netz erreichbar. Heute führen eine Brücke und 143 Stufen durch einen Tunnel hinauf. Es sind Fresken aus dem Jahr 1552 erhalten geblieben. Sehenswert ist auch die Einsiedlerhöhle des Athanasius am Eingang. Am Parkplatz vor der Anlage dieses am Ende einer Stichstraße, höchstgelegenen Klosters sind zahlreiche Souvenierbuden aufgebaut. Ein Fußweg führt daran vorbei durch eine angelengte Gittertür. Diese Gratwanderung empfiehlt isch nur für schwindelferei Wanderer, die Aussicht auf gegenüberliegende Felsen ist jedoch großartig und führt in mehreren Bögen weit hinein ins Landesinnere.

