Diesmal war die Reise zu kurz, um über das Land ein Buch zu schreiben. Auch war es weder geplant dies zu tun, noch herrscht Mangel an Büchern über Israel. Aber ein Blog wenigstens. Es wäre zu schade es nicht zu tun.
Vorweg: Wir haben keinen Unfreundlichen getroffen in Israel. Weder unter den Beamtinnen an der Grenzkontrolle, noch auf den Straßen, nicht im Kibbutz bei den eher Linken unter der jüdischen Bevölkerung, auch nicht unter den Orthodoxen in Jerusalem oder im Flugzeug als Sitznachbarn rechts und links. Schon gar nicht unter den Arabern in Akko oder sonstwo in Israel.
Wir sind auch keinem oder keiner begegnet, der oder die über die jeweils andere Bevölkerungsgruppe ein schlechtes Wort verloren hätte. Nur über ein Thema herzuziehen, darüber waren sich alle einige: Die unverschämt hohen Preise im ganzen Land, die 2 Jobs oder die 13 Stunden Arbeitstage, die fast alle zu bewältigen haben, um bis zum Ende des Monats über die Runden zu kommen.
Die Anreise: Flüge nach Israel sind günstig zu bekommen wenn man rechtzeitig bucht. Die meisten Linien fliegen Tel-Aviv an, den Ben-Gurion Airport. Wir hatten Ryan-Air gewählt, da wir auf große Extras keinen Wert legen und lieber öfter als luxuriös reisen wollen. Ab Bratislava um ca 120,- Euro hin und retour, und mit Ziel in Ovda, 60 km nörlich vom südlichsten Punkt in Israel, der Hafenstadt Eilat, am roten Meer. Es befindet sich zwar mitten (tatsächlich) in der Stadt ein Flugplatz, aber dieser dient leider nur für Inlandsflüge. Beides wird sich allerdings bald ändern. Schon in wenigen Monaten soll der nagelneue Flugplatz nur 15 km nördlich von Eilat in Betrieb gehen. Um den Stadtflughafen, der einst im Nichts errichtet wurde, aber inzwischen vom Häusermeer förmilch zugewachsen ist, als wertvolles Bauland – und Ovda wieder als reinen Miltärflughafen verwenden zu können. Wie wir erfuhren, gibts Tickets auch noch billiger, wenn man Glück hat. Israel zahlt pro Passagier 50,- Euro dazu, um Touristen ins Land zu bringen. Seit 2018 fleigt auch die ungarische Linie Wizz-Air ab Wien dirket nach Eilat (Ovda) und nach Tel Aviv. Ab 50,- ist man dabei, die Flüge sind pünktlich, am Service gibt es nichts auszusetzen. Durchaus empfehlenswert.
Einreise: Eu-Bürger und viele Bürger von Drittstaaten benötigen überraschenderweise kein Visum für Israel. Die Grenzkontrollen sind entgegen vieler Schilderungen im Internet völlig normal, soweit man sich freundlich und ruhig verhält. Wer dies nicht tut ist für solche Reisen ohnedies wenig geeignet. Wir können sagen, die Kontrollen in Paris vor einigen Wochen, sowohl am Flughafen als auch an speziellen Orten, waren wesentlich intensiver als in ganz Israel. Lediglich manche Fluglinien sind beim Gepäck happig, weil sie zusätzlich kassieren wollen.
Man bekommt keinen Stempel in den Paß, sondern auf ein extra Zettelchen.
Man benötigt mit dem Bus etwa 1 Stunde bis Eilat selbst. Wir selbst und zahlreiche andere haben mit Fun Time Shuttle schlechteste Erfahrungen gemacht! Bei der Abholung zum Rückflug gibt es entweder stundenlange Verspätungen oder man wird einfach gar nicht abhgeholt!! Auf Anrufe reagiert man widerwillig und sichert schließlich den Ticketpreis zurück – auch das ist Illusion. Fazit: Hände weg von diesen Shuttlediensten!! Der öffentliche Bus bringt einen zuverläßíg und billig von Ovda ins Zentrum Eilats, zum Busbahnhof. An Sabatttagen Fahrplan erfragen.
Grenzübergang nach Ägypten (Sinai): siehe Blog – Sinai.
Das Land und seine Menschen:
Die Menschen waren während unserer ganzen Zeit überall freundlich und zuvorkommend. Wir hatten keinerlei Zwischenfälle, Unruhen, Streitereien oder ähnliches gesehen oder von anderen darüber gehört. Wie immer, ist den Medien auch hier nicht zu trauen. Wir haben Israel als ein absolut ruhiges Land erlebt!
Israel ist aber ein absolutes Hochpreisland! Für viele Dinge des täglichen Lebens zahlst du um 50 – 100 % mehr als in Österreich oder Deutschland. Für Treibstoff um 40-50% mehr. Gutes Abendessen zu zweit beginnt bei 70,- Euro. Dosenbier im Supermarkt kriegst du ab 2,50 Euro. Ein Kebab kannst du in Minivariante ab 6,- Euro haben.
Fortbewegung in Israel:
In Mittel und Nordisrael gibt es relativ moderne Züge. Ansonsten fahren Busse ziemlich überall hin. Die Preise dürften wie alles im Land hoch sein. Aus Zeitgründen haben wir uns diesmal ausnahmsweise für ein Mietauto entschieden, anstatt mit öffentlichen Verkehrsmittel zu reisen.
Man muß jedoch Mietwagen unbedingt schon von Europa aus buchen. bucht man vor Ort in Israel sind die Preise um 70 – 100% höher!! Auch bei den sogenannten Topangeboten von Ryanair & Co zahlt man mehr als nötig. Wir haben mit Autoeurope als Sub-anbieter gute Erfahrungen gemacht. http://www.autoeurope.at/? aff=googleat&C=2387&pucode=IL&pucity=Tel%20Aviv&ca=344659464&ag=23080465584&ak=kwd-3172432045&kw=c&mt=e&ds=S&ad=233889120910&ap=1t3&gclid=Cj0KCQiAyszSBRDJARIsAHAqQ4q2i7fx2MMskER8X-BqdtX6H73C5PyRl6z9NfFXeQQaPiTvS11oX8MaAokDEALw_wcB
Am Ende holt man sein Auto immer bei Hetz in Eilat ab. Einen Kleinwagen kriegt man ab ca. 25,- Euro pro Tag mit Basicversicherung (und ca. 400,- Euro Selbstbehalt im Schadensfall. ) Buchen sie unbedingt ein Navigationsgerät im Vorfeld mit. Will man eines in Israel leihen kostet das ein Vermögen, fast soviel wie das Auto selbst!!! Wir schafften es aber auch ohne Navi, wie in alten Zeiten, mit Landkarten und öfters Fragen. Die Beschilderung der Straßen ist zwar meist auch in englischer Sprache, aber dennoch verhältnismäßig dürftig.
Autofahren in Israel:
Autofahren in Israel macht echt Spaß! Die Straßen sind in bestem Zustand und das Verkehrsaufkommen auf Überlandstraßen hat Luft nach oben. Die Israelis sind super kreative Fahrer, aber keine Schlaftabletten und auch keine Wahnsinnigen oder Selbstmörder, wie in anderen Teilen Asiens.
Tempolimit (ohne Gewähr) auf Freilandstraßen meist 80 km/h, Autobahnen 100 – 110 km/h, Ortsgebiet 50 km/h. Orange, lange Stangen sind Radargeräte, Poilzeikontrollen sind selten. An die Limits halten sich eher wenige, aber es wird nicht übertrieben.
Israel besteht zu 60% aus Wüste!
Wie verständige ich mich in Israel?
Fast überall wird sehr gutes Englisch gesprochen. Bei jenen Menschen, welche einen nach einer englischen Ansprache fragend ins Gesicht blicken, ist man meist mit „Russisch“ gut aufgehoben. Vor allem ältere Orthodoxe unterhalten sich oft in Jiddisch. Der alten europäisch-jüdischen Sprache, welche eine große Zahl deutscher Ausdrücke beinhaltet.
Katzen
Israel ist zweifellos das Land der Katzen. Nirgends auf der Welt waren uns so viele dieser Tiere auf den Straßen, in den Parks, auf Fensterbänken, in Gebüschen oder sonst wo begegnet. Die meisten machen einen gepflegten Eindruck, auch wenn sie sich aus Mülltonnen oder am Straßenrand ernähren. Viele Israelis legen abends Futter für die Tiere ins Freie. Katzen sind in Israel eine geschützte Tierart, es gibt auch Kastrationsprogramme der Regierung, wie weit diese in der Realität greifen bleibt dahingestellt. Für Katzenfreunde ist Israel ganz sicher, wie für die Tiere selbst, ein Paradies.
Ob am Strand von Haiffa oder in der Altstadt von Akko. Katzen sind immer und überall.
Eilat.
Eilat ist eine bunte, pulsierende moderne Stadt am südlichsten Zipfel Israels. auf der östlichen Seite des Keiles ist Jordanien in Sichtweite, auf der westlichen Ägypten. Beide Grenzen sind für Fußgänger offen. Laut Information eines Freundes, der gerade zurückgekommen ist sieht die Lage so aus: Nach Ägypten kannst zu Fuß und allein oder in der Gruppe für 2 Wochen visumfrei über die Grenze marschieren. Nach Jordanien aber nur in gebuchter Gruppenreise vom Reisebüro. Einzeltripps über die Grenz sind ohne vorhandenes Visum im Reisepaß nicht möglich!
Architektonisch ist Eilat, wie die meisten israelischen Städte reizlos und fad. Ihr Bonus liegt im Klima. Wir waren vor und nach Sylvester im Meer, bei warmem Wasser und angenehmen Temperaturen. Die Stadt ist schließlich umgeben von Wüste und im Sommer klettert die Temperatur bis auf 50 Grad.
Abendliche Rummelplatzatmosphäre am Strand, zwischen Shoppingmalls.
Die Hotelpreise sind sehr hoch, es gibt gute Unterkünfte über Airbnb und privater Natur ab ca. 50,- pro Nacht in der Nebensaison.
Die Unterkunft am Stadtrand für ca. 60,- pro Zimmer und Nacht hielt jedoch nicht, was die Fotos versprachen.
Von Eilat in den Norden:
Die ersten 3 Stunden Richtung Norden fährst du sogut wie ausschließlich durch Wüste Negev! Hier wächst nichts, außer in kleinen Naturreservaten zu denen man extra hinfahren muß.
Die Wüste ist eine Art Sandsteinwüste mit vielen Farbschattierungen. Gelegentlich sieht man Reste von Ruinen uralter, kleiner Siedlungen.
Zwischenzeitlich kommt man an Beduinensiedlungen vorbei. Das sind eher Baracken oder Fetzendörfer als feste Wohnstätten. Im Hof sieht man dafür Kamele und Ziegen.
Meine Frau hat sogar eine Hyäne bemerkt, ich habe sie aber nicht gesehen. Auch hier sind die Bewohner alles andere als unfreundlich. Man muß den Menschen nur überall mit Respekt begegnen und sich nicht wichtiger machen, als man ist.
Man fährt, wenn man die Route über Ovda nimmt, hart an der ägyptischen Grenze und an Stacheldrahtzäunen entlang. Im Niemandsland sieht man oft militärische Stellungen, die aussehen wie Spielzeugburgen aus Plastik.
Unweit von Eilat Richtung Norden zweigt rechts eine Sandpiste ab. Von dort kommt man in den „Red Canyon“, eine schöne Anhäufung von rötlichen Felsformationen die man zu Fuß durchsteigt. Wir haben es jedoch aus Zeitgründen nicht geschafft hinein zu gehen. Der Eintritt ist hier frei. http://www.israelmagazin.de/israel-natur/en-avdat
Oase En Avdat.
Ein Höhepunkt unserer Reise war zweifellos die Felsenoase „En Avdat“ ca. 180 km nördlich von Eilat. (Eintritt ca. 7,- Euro pro Person. ) http://www.israelmagazin.de/israel-natur/en-avdat
Mitten in der Negev-Wüste, in einem Tal, fleißt ein spärlicher Bach aus dem Nichts, niemand weiß woher dieser kommt. Immerhin hat der Bach in den Jahrmillionen eine gewaltige, wunderschöne Schlucht geschaffen, die einer Gruppe Pflanzen und Bäumen Lebensgrundlage bietet. Etwa 1 km nach dem Eingang stößt man auf den Ausläufer dieses Baches, der dann wieder verschwindet so wie er gekommen ist.
Auch Tiere sollen sich dort in der Nähe des Wassers herumtreiben, man kriegt sie aber selten zu Gesicht.
Nach einigen hundert Metern steht man vor dem Ende der Schlucht, dort rinnt zu Regenzeiten, also selten, das Wasser über einen Wasserfall von oben herab.
Klettert man über den Bach, geht es bergan, schließlich über einen Pfad am Steilhang entlang nach Oben. Die Himmellandschaften sind oft gigantisch.
Am Bergmassiv führt ein Pfad zu frühzeitlichen Höhlen einstiger Bewohner. Vieles hat einen Flair wie zu Jesus Zeiten.
Das Plateau erreicht man schließlich über Eisenleitern. Es ist weniger anstrengend als es scheint. Von oben gesehen braucht die Oase darunter einen Vergleich mit dem Paradiesgarten Adam und Evas nicht zu scheuen. Auch das Echo hallt tatellos.
Ein wenigen grüne Abwechslung in der Negev bieten rießige Kaktusfarmen. Aus den roten Blüten wird Saft und süße Marmelade gewonnen.
Am Toten Meer
Global gesehen, ist das tote Meer ein größerer Binnensee und gleichzeitig verläuft in der Mitte die Grenze zwischen Israel und Jordanien. Eine weitere Besonderheit, neben der bekannten Tatsache, das ein Untergehen wegen des hohen Salzgehaltes auch für Nichtschwimmer kaum möglich ist, ist das ganzjährig milde Klima entlang des Toten Meeres.
Während es in der 1. Jännerwoche im nur 50 km entfernten Jerusalem, kalt, regnerisch und stürmisch war, so dass wir in Winterkleidung durch die Stadt zogen, badeten die Menschen beim milden Temperaturen im Toten Meer! Ein erstaunliches Erlebnis.
Das entsteht dadurch, dass das Tote Meer das weltweit tiefsten gelegene Gewässer überhaupt ist. Am nördlichen Ende, oberhalb von Kalia befindet sich ein Badestrand (Eintritt einige Euros) mit der tiefstgelegenen Bar der Welt – 420m unter dem Meeresspiegel.
Ganz in der Nähe von Kalia befindet sich der Nationalpark Qumran, den wir aber aus Zeitgründen nicht besichtigen konnten. Die kleine Touristenstadt En Gedi im Südwesten des Toten Meeres erweckt durch seine überdimensionale Hotellandschaft und die Palmenalleen den Eindruck als wäre man in Dubai gelandet. Auch preislich trifft das ähnlich zu.
Während es ansonsten mit israelischen Mietautos beim befahren der Westbank zumindest versicherungstechnisch zu Problemen kommen kann, ist die Durchfahrt entlang des Toten Meeres auf der Route 90 und der Straße Nummer 1 weiter nach Jerusalem problemlos möglich.
Endlich Jerusalem.
Kurz vor unserer Reise hatte Mr. Trump eine seiner großartigen Idee gehabt um am Weltfrieden zu rütteln, indem er die amerikanische Botschaft pardout von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen gedachte. Was hatte man uns nicht gewarnt; gerade jetzt sei eine Reise nach Israel, mitten in ein Kriegsgebiet ein sträflicher Leichtsinn – und erst der Versuch sich Jerusalem auch nur zu nähern ein einziges Selbstmordkommando!
Wie immer wollten wir uns besser selbst von der Lage überzeugen. Wie immer -stimmte nichts von alledem, was uns Zeitungen, Fernsehen und die aufgeregt nachplappernde Menge hierzulande weismachen wollte.
Selten haben wir eine ruhigere, leise und angenehmere Stadt betreten als Jerusalem. Die größte Krise welche permanent in der Stadt herrscht, ist der Mangel an freien Parkplätzen. Das parken am Straßenrand ist für Ausländer faktisch nicht möglich, da die Bezahlung der Kurzparkzonengebühr nur mit speziellen Apps über das Handy und in hebräischer Sprache möglich ist. Wir entschieden uns daher für den bezahlten Parkplatz unweit des Jaffa-Gates. Eine Schotterfläche mit Schranken und freundlichem Wärter für die man den parkenden 5,- Euro pro Stunde abnimmt. Bei geschätzten 70 gleichzeitig abgestellten Fahrzeugen also etwa 350,- Euro pro Stunde an Einnahmen und einem Aufwand nahe bei Null. Ein Millionenbusiness!
Ins Zentrum gelangt man auch, wenn auch mühevoller, zu Fuß oder mit der neuen Straßenbahn.
Das Jaffa-Tor eignet sich gut für das Betreten des historischen und von der Festungsmauer umgebenen Stadtkerns.
Am Jaffa-Gate.
Unmittelbar im Anschluss daran liegt das „Armenische Viertel“.
Innerhalb der historischen Altstadt sind die Wege nur zu Fuß möglich aber gut beschildert.
Mitten durch den bunten, aber dennoch nicht zu lauten Basar bewegt man sich in Richtung „Grabeskirche“.
In der Mitte dieser Kirche soll sich einst das Grabmal von Jesus Christus, samt dem weggeräumten Felsbrocken befunden haben. An dieser Stelle befindet sich heute eine kleine Krypta, welche man nach dem anstellen in einer schier endlosen Schlange von Menschen, für eine kurze Zeit betreten darf.
Wäre nicht der permanente Zeitdruck der Nachdrängenden, würde man im Inneren des kleinen Raumes wohl ehrfürchtige Gefühle vor der geschichtlichen Bedeutung dieses Platzes verspüren. In einem anderen Raum nach dem Eingang trifft man auf eine am Boden liegende Marmorplatte. Dem so genannten Salbungsstein. Hier soll die Salbung Jesus nach der Abnahme vom Kreuz stattgefunden haben.
Die ganze Grabeskirche weist eine verwirrende Anzahl von größeren und kleineren Räumlichkeiten auf verschiedenen Ebenen auf, in welchen man ohne fachkundigen Führer ziemlich verloren ist.
Ein Besuch Jerusalems ohne die Westmauer (Klagemauer) zu sehen ist natürlich undenkbar. Wer hier, ob Jude oder nicht, sich an die Wand lehnt und ein Gebet spricht um danach ein zusammen gefaltetes Zettelchen mit guten Wünschen für die Zukunft, in eine der Mauerritzen zu stecken, der tut gut daran sich auch für den Rest seines Lebens an jene Worte zu erinnern, welche man einst darauf geschrieben hat.
Guten Einblick in das gemischte Leben Jerusalems erhält man durch einen Besuch in dem der Altstadt nahe gelegenen orthodoxe Viertel Mea She àrim. Auch hier, völlig anders als in zahlreichen Berichten dargestellt, wird man als seriös gekleideter und nicht in Massen auftretender dezenter Besucher, weder von radikalen Juden mit Steinen beworfen, noch sonst irgendwie unfreundlich behandelt.
Mea She àrim
Koschere Bäckerei nahe dem religiösen Viertel mit allerlei köstllichen Backwaren
Da die streng Religiösen Fernsehen und andere elektronische Medien ablehnen, werden die neuesten Informationen wie in alter Zeit mittels Wandzeitung verbreitet.
Zu dem ausgestellten Panzer hinter dem Eisengitter passt gut das Gebäude daneben, auf dem neben der israelischen auch in gleicher Größe die Flagge der vereinigten Staaten und Amerika flattert.
Um Jerusalem in seiner ganzen Vielfältigkeit auch nur annähernd kennen zu lernen benötigt der aufmerksame Betrachter wohl gut und gerne 3-4 Tage.
Ramla
Die mittelgroße, arabisch dominierte Stadt Ramla bietet nichts besonderes, außer dass sie vorteilhaft zwischen Jerusalem und Tel Aviv liegt, und Zimmer für eine Über-nachtung zu wesentlich günstigere Konditionen als in den beiden anderen Städten zu haben sind.
Wir hatten das Glück, in einem der vier nebeneinander stehenden neuen, 18 stöckigen Hochhäuser im Zentrum der Stadt ein Zimmer im 13. Stockwerk zu finden. Die Aussicht von der Terrasse der Wohnung war großartig.
Tel Aviv
Tel Aviv ist eine riesige Stadt, modern, glitzernd, und mit überdimensionaler Skyline das Business-center Israels. Einen kurzen Besuch ist die Stadt jedenfalls wert.
Haifa.
Völlig anders aus Tel Aviv mit seiner brodelnden Geschäftigkeit, liegt die ruhige und schöne Stadt Haifa im Norden Israels am Mittelmeer.
Haifa ist eine vielschichtige Stadt mit langer arabischer und osmanischer Tradition, was sich auch in der Bauweise ganzer Stadtviertel widerspiegelt.
Gleich oberhalb des Hafens, in Richtung des Bahai Tempels, finden sich noch einzelne Straßenzüge, mit den würdevollen Bauten der ehemaligen „Deutschen Kolonie“ Haifas. Ein Museum und zahlreiche Gedenktafeln und Inschriften überaus Eingängen in deutscher Sprache erinnern an die ersten deutsch-jüdischen Siedler in dieser Stadt.
Vom ganzen Hafen aus ist auf der Anhöhe oberhalb der Stadt, wie ein riesiges Monument der glanzvolle Tempel der Bahai Religion zu sehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahaitum
Vom unteren Eingangstor führt eine weiße Marmortreppe zum palastartigen Tempel empor. Diese Treppe ist jedoch nur zu bestimmten Tageszeiten geöffnet, außerhalb dieser Zeiten kann man den oberen Teil der Anlage mit seinem prunkvollen Garten und der fantastischen Aussicht über die Stadt über eine normale Treppe zwischen den Wohnhäusern knapp außerhalb der Tempelanlage erreichen.
Fast direkt am Hafen, zwischen der Verbindungsstraße und der Eisenbahnlinie befinden sich die Gräber der Templer.
https://www.tempelgesellschaft.de/posts/spuren-des-tempels-544.php#Kapitel_3_1
Vor dem Templerfriedhof ruhen auch englische und indische Soldaten aus der Kolonialzeit.
Akko
Die alte arabische Hafenstadt Akko zählt zweifellos zu den schönsten und interessantesten Städten Israels.
Der historische, festungsartige Stadtkern ragt direkt ins Meer und ist noch heute von seiner Burgmauer umgeben und nur durch seine mittelalterlichen Stadttore zu betreten.
Bereits Napoleon versuchte mit seiner Armee erfolglos die für die damalige Zeit uneinnehmbaren Stadtmauern zu durchbrechen. Frischer böiger Wind erwischte uns bei unserem Spaziergang am 1. Jänner rund um die Stadt.
Freigelegte unterirdische Verbindungsgänge, ja sogar ganze unterirdische erhaltene Stadtteile aus der Zeit der Kreuzfahrer gehörten für uns zum Höhepunkt der ganzen Israelreise.
Der Eingang zur Kreuzfahrerstadt mit seiner schönen Parkanlage befindet sich gegenüber des altes Stadttores, am Eingang zum historischen Stadtkern.
Akko ist berühmt für seine Fischspezialitäten. Ein gutes Restaurant, am Ende des Bazars empfahl uns ein Museumswärter. Zu ebener Erde sucht man sich in einem der Bottiche frische Fische oder Schalentiere aus, welche dann sofort zubereitet im Restaurant im alten Turm des Hauses, welches man über einen Aufzug erreicht, serviert werden.
Es ist üblich, zu dem bestellten Menü eine große Anzahl verschiedener Salate, Saucen und anderer kleiner Vorspeisen gratis kredenzt zu bekommen. Es empfiehlt sich wirklich ein paar leere Schüsselchen oder Becher in das Lokal mitzubringen, denn es ist aufgrund der Menge der angerichteten Speisen und Vorspeisen unmöglich alles aufzuessen. Was übrig bleibt wird aber weggeworfen, und dabei kann einem das Herz bei diesen Köstlichkeiten weh tun. Selbst wenn man für die Zuspeisen nichts bezahlt, hat das übrige dennoch seinen stolzen Preis.
Im Norden Israels – Nahariyya
Vom südlichsten Ende Israels bis zum nördlichen Nahariyya sind es nicht mehr als knapp 500km. Doch die Unterschiede, vor allem in Bezug auf das Klima sind enorm.
Konnten wir vor einer Woche in Eilat noch bequem im roten Meer schwimmen, bei Temperaturen um die 28 Grad, war es hier an der Küste des Mittelmeeres winterlich kalt, bei Regenschauern und Sturmwinden um die max. 8 Grad Lufttemperatur. Im Sommer entpuppt sich die kleine Stadt, unweit der libanesichen Grenze als beliebtes Bade und Surferparadies. Im Winter ist eine eher trostlose Stadt.
Kibbutz Kabri
Unser braves Mietauto im regennassen Kibbutz Kabri.
Die Sylvesterrnacht 2017/2018 verbrachten wir im Kibbutz Kabri, etwas östlich von Nahariyya. Nach dem großartigen Aufenthalt im Kibbutz Yifat zuvor, waren wir von der Anlage als auch der Unterkunft enttäuscht. Das ganze glich eher einer eingezäunten moderneren Siedlung als einem Kibbutz im herkömmlichen Sinn. Nachts war alles wie ausgestorben und wir zogen uns daher allein mit einer Flasche Sekt und in sentmentaler Stimmung auf unser Zimmer zurück.
Kibbutz Yifat (Yif`at יִפְעַת)
https://en.wikipedia.org/wiki/Yifat
Der schon 1954 gegründete Kibbutz liegt nahe der Stadt Migdal HaEmek und nur weinge Kilometer von Nazareth entfernt. Daher bietet er sich gut für Übernachtungen an und auch, um das Leben als Kibbutznik kennen zu lernen.
Auch wenn die Zeit nicht stehen geblieben ist und sich aus wirtschaftlichen Gründen der Kibbutz vom einstigen Kolchosen-dasein weitgehend verabschiedet hat, wirkt die Anlage noch immer in vielen Details und Bauwerken wie ein ausgestorbenes Relikt aus vergangenen Tagen, als ideologische Ziele und Träume noch Vorrang vor der heutigen Konsumgesellschaft hatten.
Wir hatten das Glück mit Sarah und ihrer netten Familie im Kibbutz eine großartige Gastgeberfamilie gefunden zu haben und haben die Zeit dort sehr genossen. Die bunte Pflanzenpracht, die Pferde und Ziegen, die vielen Katzen und die Ruhe im Kibbutz wirkten fast paradiesisch auf uns getresste Reisende. Eine Irsaelreise ohne einige Tage im Kibbutz zu verbringen war für uns sowieso undenkbar.
Mit unserem freundlichen Gastgeber beim gemeinsamen Abendkaffee.
Nazareth
Man muß nicht sterben, um Nazareth gesehen zu haben. Die Stadt ist so ziemlich die häßlichste die wir in Israel gesehen haben.
Neuzeitlich arabisch-einheitlich-schmutzige-beton-Kasten-Bauten. Dazu Verkehr ohne Ende, Stau und Abgase. Im schmucklosen Zentrum drängen sich Massentouristen die Straßen entlang, zwischen weihnachtlicher Kitschmusik und dem Gehupe der Autos. Parkplätze sind Mangelware und es wird abgecasht. Wer nicht wirklich hin muss, sollte sich den Stress nicht unbedingt antun, es gibt mehr als genug schönere Orte Israel.
Safed
(hebräisch צפת Tzefat; arabisch صفد Safad )
https://de.wikipedia.org/wiki/Safed
Safed liegt nördlich von Nazarteh, die Straße führt entlang des See Genezareth. Die mittelalterliche, auf einem Hügel gelegene Stadt ist fest in orthodoxer Hand und ist architektonisch nicht uninteressant. Als wir ankamen war es bereits dunkel, und es waren eigentlich nur orthodox-religiöse Menschen in ihrer schwarzen Kleidung, die Männer mit ihren großen Zylinderförmigen oder mit Pelz gefassten schwarzen Hüten auf den Straßen unterwegs. Die Frauen mit ihrer braunen Einheitsfrisur schoben ihre Kinderwagen die Straße hinauf. Leider hatten wir gerade an diesem Abend technische Probleme und konnten daher keine Aufnahmen machen. Als wir so in der Dunkelheit die Straßen in das Zentrum hinauf spazierten, dröhnte uns von oben lautstarke Disco Musik entgegen. Wir dachten eine arabische Minderheit, welche sich an diesem Sabbat-Abend einen Protest gegen irgendetwas machen wollte. Was wir dann zu Gesicht bekamen, war so ungefähr das skurrillste, das wir während unserer ganzen Israelreise vor Augen hatten. Dutzende, ja insgesamt vielleicht ein oder zweihundert Orthodoxe, mit ihren langen Bärten und in voller Montur liefen (sie gingen nicht, sie liefen) auf einen zentralen Platz vor einem geschlossenen Verwaltungsgebäude zu, aus dem die laute Musik dröhnte. Dann fassten sie sich zum Teil an den Händen, um wie wild im Kreis zu tanzen, oder sich alleine, wie elektrisiert, zur lauten Musik auf dem Platz zu bewegen. Das alles machte auf uns einen derart gespenstischen Eindruck, dass wir beim ersten Anblick zurück schreckten. Spontan kann mir der Hexentanz zur Walpurgisnacht auf den Blocksberg von Faust in den Sinn.
Abendliches Thorastudium in der Synagoge von Safet.
Am nächsten Tag erzählte man uns, dass es auch unter den orthodoxen Juden verschiedene Richtungen gibt wie in jeder Religion. Jene wir gesehen hatten, gehören eine Richtung an, welche der Auffassung ist, das Leben sei kurz und man müsse jeden Augenblick genießen, lachen, fröhlich sein und tanzen. Erstaunlich, denn das hatten wir nicht erwartet.
Die Anmerkung, der Shuttle-Bus von Eilat zum Flughafen Ovda sei 1 Stunde verspätet gewesen – und das nicht aussergwöhnlich, stimmt leider. Bloss, es kann auch noch später werden, so geschehen am 22.2.2018 mit dem Ergebnis, dass das Flugzeug weg war. Weil auch mir und meinen Mitreisenden erklärt wurde, Verspätung und Chaos beim Shuttledienst seien normal, Antworten ausweichend und unzuverlässig, mein Rat: Rechtzeitig Leine ziehn und Taxi nehmen, auch wenn´s 50 km sind.
20180225
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Üble Sache, scheinbar kein Einzelfall. Danke für den Hinweis.
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Da ich vor mehr als 20 Jahren eine geführte Rundreise durch Israel unternommen habe, konnte ich einfach nicht widerstehen und „musste“ deinen Bericht anklicken! Danke für deine erfrischend und kurzweilig erzählten Erlebnisse und die schönen Fotos! Ja, auch ich war von der Freundlichkeit ALLER Menschen begeistert und wurde immer wieder davon überzeugt, dass ALLE in Frieden leben und „Geschäfte machen“ wollen. Die Medien gießen stets Öl ins Feuer, anstatt vorurteilsfrei zu informieren und vermittelnd um Lösungen bemüht zu sein, den Politikern sozusagen unter die Arme zu greifen …
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